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Vierter Sonntag im Advent


Predigt,Johannes 1,19-28

Vierter Sonntag im Advent
Johannes 1,19-28

19 Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden zu ihm sandten aus Jerusalem Priester und Leviten, dass sie ihn fragten: Wer bist du? 20 Und er bekannte und leugnete nicht, und er bekannte: Ich bin nicht der Christus. 21 Und sie fragten ihn: Was dann? Bist du Elia? Er sprach: Ich bin's nicht. Bist du der Prophet? Und er antwortete: Nein. 22 Da sprachen sie zu ihm: Wer bist du dann?, dass wir Antwort geben denen, die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst? 23 Er sprach: »Ich bin die Stimme eines Predigers in der Wüste: Ebnet den Weg des Herrn!«, wie der Prophet Jesaja gesagt hat (Jesaja 40,3). 24 Und sie waren abgesandt von den Pharisäern, 25 und sie fragten ihn und sprachen zu ihm: Warum taufst du denn, wenn du nicht der Christus bist noch Elia noch der Prophet? 26 Johannes antwortete ihnen und sprach: Ich taufe mit Wasser; aber er ist mitten unter euch getreten, den ihr nicht kennt. 27 Der wird nach mir kommen, und ich bin nicht wert, dass ich seine Schuhriemen löse. 28 Dies geschah in Betanien jenseits des Jordans, wo Johannes taufte.


Dieses ist eines von den hohen Evangelien, von dem höchsten Artikel unseres Glaubens. Darin wird nicht gelehrt von den zehn Geboten, was wir tun sollen, oder von den guten Werken, wie in einigen Evangelien geschieht; sondern von Christus, wer er ist und was er getan hat. Das Beste und nötigste Stück in diesem Evangelium ist, dass der Evangelist sagt: Johannes der Täufer sei ein Zeuge gewesen und habe von Christus Zeugnis gegeben. Auf das Wort „Zeugnis“ kommt es hier an. Bei uns Deutschen ist das Wort „Zeugnis“ nicht eindeutig, aber „Zeugnis“ heißt hier eine Predigt oder Rede von Christus. So will nun der Evangelist lehren, dass alles um das Stück zu tun ist, dass man die Predigt Johannes des Täufers höre, dass sein Zeugnis vorhanden sei und seine Predigt von Christus in der Kirche bleibe.

Die Juden senden aus dem Hohen Rat Männer zu ihm, Priester und Leviten von Jerusalem und lassen ihn fragen, ob er Christus, Elias oder ein Prophet sei. Aber Johannes bleibt beständig dabei und sagt, er sei von deren keiner. Da sagen Sie zu ihm: „was bist du denn? Was sagst du von dir selbst?“ Er antwortet: „ich bin eine rufende Stimme in der Wüste „ich bin eine Stimme, die da ruft und schreit: „Richtet den Weg des Herrn „, das bin ich: Jetzt wisst ihr, was ich bin, ich bin ein Zeuge und ein Prediger von dem Mann, der da Christus heißt, ich bin nicht der Mann selbst, ich will nicht Christus, noch Elias, noch ein Prophet sein; mir reicht die Ehre, dass ich eine Stimme und Prediger von dem Mann bin. Bei weitem bin ich nicht der Mann, den ihr sucht, der da Christus und der in 5. Mose 18,18 verkündigte Prophet und der rechte Mann ist. Wollt ihr aber wissen wer er sei, so hört mich: Ich gehe vor ihm her und bereite ihm den Weg, erfolgt mir auf dem Fuße nach. Hört ihr meine Predigt, so werdet ihr ihn treffen; hört ihr meine Predigt nicht, so werdet ihr ihn verfehlen.

Hier siehst du ein feines, schönes, herrliches Beispiel, mit dem Johannes alle die zurück stößt, welche die christliche Kirche regieren wollten, wie es der Papst und andere getan haben, welche selbst Christus sein wollen. Johannes der Täufer ist höher und heiliger als alle Päpste, dennoch spricht er zu den Juden: Ich weiß euch nicht zu helfen noch zu raten, auch mir selbst nicht; sondern ich weiß und kenne einen, der mir und euch helfen kann. Ich bin nicht wert, dass ich ihm den geringsten Dienst tue. Lasst uns alle zu dem Mann gehen. Ich taufe und predige von dem Mann: das ist der Mann, er ist mitten unter euch; hängt euch an ihn, ich will es auch tun. So zeigt Johannes der Täufer die ganze Welt von sich zu dem Mann, welcher ist und heißt Christus, und sagt: Es steht in dem Propheten Jesaja (40,3) geschrieben, dass einer in der Wüste schreien soll: „richtet den Weg des Herrn“. Das bin ich. Ich bin der vornehmste Prediger einer; aber ich soll nicht der Herr, sondern die Stimme vor dem Herrn sein. Bin der Prediger, der das predigt: Macht die Straße frei, der Herr kommt, macht des Herrn steige richtig, tut Steine, Holz und alle Hindernisse aus dem Wege, macht Platz, hier kommt der Herr. Solcher Prediger bin ich, ich bin nicht der Herr selbst, sondern ich lehre, dass der Herr kommt.

So rufen und schreien wir auch in unserer Wüste, dürfen auch nicht aufhören zu rufen, sondern müssen immer und ohne Unterlass die Menschen zu Christus weisen. Denn dies Zeugnis von Christus will der Teufel nicht leiden, legt sich mit aller Macht dagegen und hört nicht auf, bis er es zu Boden stoßen und dämpfen kann. Dazu sind wir Menschen noch schwach und verkehrt und können an allen Heiligen eher festhalten als an Christus. Im Papsttum hat man von dem Dienst der Heiligen gepredigt, dass man sich auf ihr Verdienst (auf die Werke) verlassen sollte. Und ich selbst habe auch so geglaubt und gepredigt. Aber der Mensch der von seiner Natur so geneigt ist, dass er von diesem Zeugnis Johannes des Täufers abfällt.

Darum ist es nötig, dass man immer anhalte und dies Zeugnis des Johannes von Christus sich einpräge. Denn es kostet Mühe und Arbeit, bei dem Wort und Zeugnis zu bleiben, dass man im Tode nicht sagen kann: Ich soll und muss sterben. Aber ich habe einen Heiland, von welchem Johannes der Täufer bezeugt hat, auf den verlasse ich mich und sonst auf keine Kreatur, weder im Himmel noch auf Erden. Dass man aber auf den Mann, zu welchem allein Johannes der Täufer zeigt, so fröhlich sterben könnte, wie auf menschliche Satzungen, das wird nicht werden. Ebenso, dass man so stark auf die Heilige Taufe bauen könnte wie auf eigene Werke, das ist hoffnungslos. Das kommt daher, dass ich sage, dass wir Menschen alles andere leichter glauben und unser Vertrauen und Herz darauf setzen können. Allein dem Mann Christus, welcher allein alles ist und in welchem und durch welchen wir alles haben, können wir nicht vertrauen. Geld und Gut ist ein vergängliches Ding, dennoch kann man sich darauf verlassen, dass man um des Geldes willen mordet, stiehlt und raubt und Leib und Leben wagt. Man wird fröhlich, wenn man es hat und traurig, wenn man es nicht hat. Aber auf Johannes des Täufers Zeugnis und Predigt kann man und will man nichts wagen. Ist das nicht eine böse, verkehrte Art?

Darum klagt der Evangelist Johannes in seinem Evangelium, dass Johannes des Täufers Zeugnis von Christus gepredigt und gelehrt werde, aber die Welt nimmt es nicht an. Ja auch die, welche es hören und Freude, Hoffnung und Trost davon haben sollten, gaffen auf etwas anderes und lassen dies Zeugnis fahren. So geht es in der Welt. Hat jemand einen Hut voll Geld, wird er dadurch so stolz, dass er nicht weiß, ob er auf dem Kopf oder auf den Füßen gehen soll. Sagt man ihm aber von Christus, so spricht er: Was ist das? Ja, so möchte auch der Tod, Donner und Blitz in die Welt schlagen, dass man angesichts dieses Zeugnisses Johannes des Täufers ruhig schlafen will! Bauern, Bürger, Adel, Herren, Knechte werden diesem Zeugnis überdrüssig zu hören und zu lernen. Sie sagen: Was, Zeugnis! Was, Evangelium! Was, Christus! Hätten wir doch viel Geld und schöne Weiber!

Das sieht man hier an den hochgelehrten Leuten auch: Sie gucken auf Johannes den Täufer, ob er Christus, Elias oder ein Prophet sei; denn sie hätten gerne Christus, Elias, Propheten, wie sie wollten. Ja, da hat unser Herrgott Lust zu! Das Gegenteil hat er, meine ich. Es heißt: Lieber Mensch, du sollst Christus so annehmen, wie ihn Gott sendet, nicht wie du ihn haben willst. Ich wollte mir wohl auch gerne einen Christus machen, wie ich es mir denke, drei Tage fasten oder etwas tun und danach sagen: Das gefällt Gott gut, dadurch will ich selig werden. Aber Christus will das nicht. So warten die Juden auf Christus, er soll als ein weltlicher König mit viel Pferden, Wagen und Reitern kommen, und warten auf Elias, er soll mit einem feurigen Wagen kommen, und die Propheten solle mit viel und großen Wunderzeichen kommen. Nein, nicht so. Gott sendet Johannes mit dem Zeugnis und mit der Lehre und sagt: werdet ihr Johannes mit seinem Zeugnis haben, so werdet ihr Christus vor der Tür haben; darum nehmt Johannes mit seinem Zeugnis an. Aber die Juden haben es nicht tun wollen, ja sie haben den Johannes und seine Taufe verspottet, darum haben sie auch Christus selbst verspottet.

So geht es mit dem Zeugnis des Johannes noch heutigen Tages: sein Wort und seine Predigt wird verachtet. Wir predigen: der Herr ist da, nehmt ihn an, aber da wird nichts draus, ja, Christus und sein Evangelium wird weggeworfen. Darum schickt unser Herrgott den Verfechtern seines Evangeliums auch so viele Rotten, dass sie zum Schluss Christus verlieren. So wird es in der Welt gehen: wenn unsere Bürger, Bauern, Adel genügend Geld haben, wird Ihnen das widerfahren, dass Prediger kommen werden, die helfen das Christus verleugnet wird. Johannes der Täufer schüttelt die Juden von sich und sagt: Ich bin nicht Christus, ich bin nicht Elias noch ein Prophet. Aber diese Verächter, die Johannes mit seinem Zeugnis nicht annehmen wollen noch unserer Predigt glauben, die werden andere Prediger bekommen, die werden sagen: ich bin es. So geht es und kann es nicht anders gehen, wenn das Wort weg ist. Wir predigen jetzt aber ihr hört nicht; wenn es später weg ist, so ist es dahin.

Deshalb kommt es darauf an, dass man am Beispiel Johannes des Täufers lerne, dies Zeugnis von Christus zu behalten. Denn sobald dies Zeugnis und die Lehre hinweg ist, so fängt von der Stunde an von Menschenwerken und falscher Heiligkeit zu predigen, sodass man den Menschen mit äußerlicher Pracht eine Nase macht. Dann hört aller richtige Trost auf und wird der rechte Weg zur Seligkeit verfehlt. Denn wenn Johannes mit seinem Zeugnis schweigt, so ist der Himmel zu und müssen die Menschen zur Hölle fahren. Denn es ist kein anderer Weg zum Himmel und zur Seligkeit als dies Zeugnis des Johannes von Christus.

So behandelt dies Evangelium den hohen Artikel von Christus, dass wir ihn annehmen sollen, ihn küssen und herzen, uns an ihnen hängen, uns von ihm nicht reißen noch ihn uns nehmen lassen. Das ist das Hauptstück christlicher Lehre, und darauf steht der Grund unserer Seligkeit. Wenn man das Hauptstück hat, so folgen alsdann die guten Werken, dass man Fromm, den Eltern Gehorsam, der Obrigkeit Untertan sein und ein jeder in seinem Stande dem Nächsten dienen soll. Wenn man es so unterscheidet und eine jede Lehre an ihrem Ort gelten lässt, so ist es richtig. Die zehn Gebote lehren, was in diesem Leben ist; aber um von jenem Leben zu reden, soll allein das Zeugnis des Johannes gelten. Da heißt es: Ich bin nicht wert, dass ich seine Schuhriemen auflöse; weiter: Dieser ist es, der mit dem Heiligen Geist und mit Feuer tauft (Matthias 3,11). Das ist: Christus der mitten unter euch getreten ist, wird mit dem Heiligen Geist eure Herzen erleuchten und anzünden, für euch sterben und euch das ewige Leben geben. Zu diesem Leben gehören die zehn Gebote, aber zu dem ewigen Leben gehört das Evangelium und dies Zeugnis des Johannes von Christus.

Das ist es, dass Johannes so fest gestanden und bekannt und nicht geleugnet hat. Gott gebe, dass wir auch so fest stehen und solches Zeugnis nicht ändern, weder im Predigen noch im Hören. Es ist auch sehr nötig. Denn von Natur sind wir dazu geneigt, dass wir leicht zu anderen Dingen fallen. Alles, was in der Welt ist, dass ist eitel Anfechtung und Hindernis wider dies Zeugnis des Johannes. Geld, Gut, Weib, Kind, falsche Heiligkeit sind alles Hindernisse, die uns aufhalten oder gar auch von diesem Zeugnis wegführen. Darum ermahne ich euch auch, dass ihr zuseht und euch die Lehre nicht nehmen lasst. Esst und trinkt, wie ihr wollt; lasst euch allein nur diese Lehre nicht nehmen. Gott wolle uns dabei gnädig erhalten, Amen.